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Schwarzrückentamarin, Black and Red Tamarin (Saguinus nigricollis), Foto und Haltung: Heiko von Glovcewski |
Der Schwarzrückefltamarin (Saguinus nigricollis (Spix,1823) wird im englischen Sprachgebiet Spix's Black-mantled Tamarin oder Black and Red Tamarin genannt. Im Heimatgebiet sind folgende Namen gebräuchlich: pichico (Peru), bebeleche (Kolumbien), chichico (Ekuador).
Die Systematik der Krallenaffen ist nach wie vor umstritten und nicht einheitlich. Es werden drei Unterarten: S.n. nigricollis, S.n. graeIIsi, S.n. hernandezi beschrieben.
Status: CITES - Anhang II
Beschreibung: KRL 20-25 cm, ~L 30-36 cm, Gewicht 400-500 gr. Körperfärbung
variabel, Rückenmantel schwarz, Hinterpartie manchmal rötlich
braun oder agouti. Unterseite dunkel. Mund weiß umrandet, ähnelt
dem bekannteren Braunrückentamariri (Saguinus fuscicollis). Stimme
ist ein vogelähnliches, variationsreiches Zwitschem.
Verbreitung: Amazonas-Tieflafld im Grenzgebiet von Peru und Westbrasilien,
Kolumbien, Ekuador.
Lebensweise: Tagaktiv, Familiengrupperi von 2-10 Tieren (Elternpaar
mit Jungtieren
verschiedenen Alters). Schließen sich zeitweise zu größeren
Gruppen von bis zu 40 Tieren
zusammen (Besonderheit innerhalb der Familie Krallenaffen). Sie ernähren
sich von
Früchten, Nektar, Pflanzen- und Baumsäften und zu einem erheblichen
Teil von Insekten.
Lebenserwartung ca. 15 Jahre. Üblich sind Zwillingsgeburten (78 %
der Geburten).
Haltung: Die Haltung entspricht grundsätzlich der anderer
Krallenaffenarten. Im Anbetracht der großen Bewegungsfreude aller
Krallenaffen ist für einen ausreichend großen und gut strukturierten
Käfig zu sorgen. Meine Anlage beherbergt verschiedene Primatenarten,
natürlich getrennt. Die Schwarzrückentamanne bewohnen einen
Abschnitt von 2 x 6 m, bei einer Höhe von 2,70 -3,00 m mit einem
entsprechendem Innenraum. Die Tiere zeigen sich recht robust, sowohl bezüglich
der Ansprüche an die Nahrung als auch an die Wärme (mmd. 18-20
Grad 0 empfohlen).
Zusätzlich gibt es ein "Abteil" von 40x40x40 cm mit Schlafkasten
(beheizt mit einer 15 WHeizung. Die Innen- und Außenkäfige
sind mit Klettergestellen aus Bambus und heimischen Naturästen ausgestattet.
Als Bodenbelag wird Sägespäne verwendet. Die Tiere benutzen
Schlafkästen, die genügend groß für eine Familie
sein müssen. Es scheint sich um eine recht
um unverträgliche Art zu handeln, sowohl innerartlich als auch gegenüber
anderen Primaten.
Eine Vergesellschaftung mit gleichgroßen Affen ist nicht zu empfehlen.
Auch größeren
Arten gegenüber treten sie sehr "forsch" auf. Die Gemeinschaftshaltung
mit Nachtaffen
(Aotus azarae) habe ich aufgegeben. Eingriffe in eine bestehende Familiengruppe
müssen
außerordentlich vorsichtig vorgenommen werden. Eingewöhnung
neuer oder längere Zeit isolierter Tiere ist manchmal unmöglich.
Kämpfe werden sehr aggressiv - häufig
mit Todesfolge - ausgetragen.
Fütterung: Die Tiere erhalten täglich 5-8 verschiedene
Obst- und Gemüsesorten. Einige
Sorten täglich, andere in ständigem Wechsel. Die Kömermischung
wird ebenfalls täglich
angeboten. Die Fütterung sollte aber immer möglichst abwechslungsreich
sein.
Vitaminzugaben, insbesondere ein D3-Präparat, sind notwendig.
Futtermittel: Gemüse, insbesondere Paprika, Gurken und Wurzeln
täglich, Chicor€e,
Eisbergsalat, Güner Salat, Sellerie, Kohlrabi, Tomaten, Zwiebeln,
Fenchel und Radieschen
zusätzlich im Wechsel 2-4 Sorten zu den vorgenannten.
Obst, insbesondere Bananen und Äpfel täglich, Weintrauben und
Birnen gelegentlich.
Backwaren: Zwieback und Knäckebrot.
Gekochtes: Kartoffeln, Nudeln, Reis und Pfannkuchen ca. lx wöchentlich.
Körnermischung, bestehend aus ungeschälten Sonneriblumenkemen,
Futterrosineri,
Erdnüssen, Katzentrockenfutter und Affenpellets (Marmoset-Diät
von Altromin) täglich
Tierisches Eiweiß im Wechsel 2-3x wöchentlich: Katzentrockenfutter,
hart gekochtes Ei,
Mehlwürmer und Insekten, die zum Teil im Außengehege selbst
gefangen werden.
Brei, bestehend aus Babymilchbrei (Milupa I3anane u.a.), Magerquark, Eiweißkonzentrat
(Fresenius), Osspulvit S, Vitakalk, Traubertzucker, Multibionta/Sanostol,
Polybion (Vitamin 6-
Komplex) und Vigantol-ÖI (Vitamin D3) wird 2-3x wöchentlich
angeboten.
Besonderes: Die wenigen in Europa vorhandenen Tiere stammen ausschliel3jich von einem Gründerpaar, das vor wenigen Jahren von einem privaten Liebhaber aus Peru mitgebracht wurde. Bekännt sind (mir) zur Zeit vier Haltungen (2 Tiergärten und 2 Privathalter) ausschließlich in Deutschland. Die Nachzucht gelingt relativ gut. Ob wegen der fehlenden genetischen Variabilität eine dauerhafte erfolgreiche Erhaltungszucht ohne weitere Importe möglich ist, scheint zweifelhaft.
Schrifttum:
EMMONS,H. (1990): Neotropical Rainforest Mammals - A Fmld Guide.
University of chicago Press. Chicago, New York.
MOORE,M. (1989>: Marmosets in Captivity. Basset Publication. Plymouth.
ROWE,N. (1996): The Pictoral Guide to the LMng Primates. Pogonias Press.
New York.
RYLAN DA. (1993): Marmosets and Tamarins - sytematics, Behaviour and Ecology.
Oxford University Press. Oxford, New York, Tokyo.
Primate Report (1994): A Census for Captive Primates in Europe. Gem,an
Primate Center
(DPZ). Erich Goltze GmbH Göttingen.
Heiko von Glovcewski, Elbinger Straße 21, D-28844 Weyhe
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