EINIGE BEMERKUNGEN ZUR HALTUNG VON CURUROS, SPALACOPUS CYANUS Hans-Dieter Beerbalk, Berlin
Cururos gehören wie Degus gemeinsam mit den wenig bekannten Chozchoris, den Felsen- und Viscacha-Ratten in die Gruppe der Trugratten. Der Familienname Octodontidae bezieht sich auf das Schlingenmuster der Kauflächen der Backenzähne, welche wie eine 8 erscheint (1). Cururos, Spalacopus cyanus (Molina,1782) werden nur in Chile gefunden und sind dort von der Küstenregion bis in Höhenlagen von 3000 m verbreitet. Die Körperform der Cururos ist zylindrisch mit kleinen Ohren, kleinen Augen und einem kurzem dicht behaarten Schwanz. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 140-160 mm, Die Schwanzlänge beträgt 40-50 mm (2). Auffällig ist das Größenverhäftnis von Kopf zu Körper. Cururos bestehen zu einem Drittel aus Kopf. Dieser Eindruck wird durch die hervorstehenden Nagezähne und die großen Füße verstärkt. Während in der Literatur nur eine Art erwähnt wird (2), verweist die chilenische Quelle auf drei Unterarten, die im Verbreitungsgebiet zahlreiche Namen tragen: Coruro, Cururo, Curucho, Chululo, Cureita, Cuyeita (3). 1990 erhielt ich meine ersten Cururos, die mir freundlicherweise von Herrn Michael Mettler, Langenhagen, überlassen wurden. Diese Tiere zeigten zu meiner Überraschung eine kastanienbraune Farbe und waren sehr langhaarig. Da Nachzucht ausblieb, wurden 1993 zu den 1,2 "Braunen" 1,1 "normale Cururos gestellt. Die Jungtiere, geboren 1994,1996,1997,1998 zeigen sich durchweg mit dicht anliegendem schwarz-braunen Fell (Artname - cyanus). Die braunen Tiere verstarben 1994 und 1995 ohne Nachkommen. Alle gehaltenen Cururos zeigen einen weißen Kehlfleck. Einzelne Tiere haben auffällige weiße Haare an den Flanken. Im Verbreitungsgebiet bewohnen Cururos Gangsysteme, die etwa 10-12 cm unter der Erdoberfläche liegen. Die Gänge mit einem Durchmesser von 5-7cm können mehrere tausend Meter Länge erreichen und worden von Kolonien mit bis zu 15 Mitgliedern bewohnt. Auf einer Fläche von ca.400m^2 wurden 318 Öffnungen im Gangsystem gefunden. In solchen Gangsystemen werden Kammern mit Knollen, Wurzeln und Früchten als Wintervorräte angelegt. In einigen Gebieten werden diese Vorräte von Einheimischen ausgegraben und genutzt (2). Cururos bewohnen ihr Gangsystem, solange genügend Nahrung erreichbar ist. Nach dem eine Fläche "abgeernet" ist, zieht die Kolonie weiter und errichtet ein neues Gangsystem. Ich halte meine Tiere in einem Glasbecken von 100 x 30 x 40 cm. Nach mehrjährigern Experimentieren mit der Einstreu und Einrichtung hat sich folgende Einrichtung bewährt: Eine untere Lage aus Hohlziegel und armstarken Ästen - maximal 10 cm, eine Schicht Zweige (Weide, Obstbaum, Pappel) - maximal 5 cm und eine Schicht Heu/Stroh-Gemisch mit maximal 10 cm Höhe. Die Tiere stellen sich daraus innerhalb weniger Tage eine Einstreu her, die die Gänge erhält und die Feuchtigkeit gut aufnimmt. Es muß allerdings unbedingt darauf geachtet werden, daß die Einstreu mindestens 10 cm unter dem Beckenrand bleibt oder ein entsprechend beschwerter Deckel vorhanden ist, da sonst nächtliche Ausflüge unvermeidlich sind. Die Cururos können mit einem Eigengewicht von etwa 100 g durchaus bis 2 kg schwere Holzstücke bewegen. Nach meinen Erfahrungen sollte die Streu nicht zu oft gewechselt werden, da die Tiere auf solche Veränderung mit Streß reagieren. Bei sorgfältig abgestimmter Fütterung kann die erwähnte Einstreu mehrere Wochen benutzt werden, ohne daß bedenkliche hygienische Zustände auftreten. Ein Teilaustausch der oberen Einstreu gegen frische Holzstücke und Heu hat sich bewährt. Ich halte die Tiere bei Zimmertemperatur. Zu große Trockenheit oder Feuchtigkeit führt bei ausgewachsenen Cururos zu kahlen Stellen an den hinteren Körperteilen. Meine Cururos erhalten ein Meerschweinchenfutter als Grundfutten, Kräuter und Grünfutter nach Jahreszeit, sowie Möhren, Sellerie, Gurke und Petersilienwurzeln als Hauptfutter. Gelegentlich erhalten sie Erdnüsse und hartes Brot (Vorsicht, schimmelt schnell unter der Einstreu !). Regelmäßig werden Holzstücke mit Rinde gegeben. In größeren Abständen gebe ich Kalkstein und Lehmstücken zur Einstreu. Bisher konnte ich vier Nachzuchten vermerken, 1998 nunmehr in der zweiten Generation. Drei Würfe bestanden aus zwei Jungtieren. 1997 bestand der Wurf aus fünf Jungtieren, von denen jedoch auch nur zwei Jungtiere aufgezogen wurden. Alle Würfe fielen in die Monate Juni bis August. Cururo-Junge werden mit gut entwickeltem Fell und geschlossenen Augen geboren. Bereits am ersten Lebenstag öffnen sich die Augen und am zweiten Tag knabbern die Mini-Cururos an den Futtevorräten herum. Nach vier Wochen gelingt es nur noch mit Mühe, die Jungtiere von den erwachsenen Tieren zu unterscheiden. Cururos sind sehr stimmfreudig. Vor allem wenn sich Jungtiere ankündigen, gibt es richtige Trillerkonzerte. Ich habe allerdings den Eindruck, daß die Tiere in den dunkleren Monaten (Oktober bis Februar) wesentlich ruhiger sind als im übrigen Jahr. Die Lautäußerungen bestehen aus lauten Trillersequenzen und seltenem leisen Quietschen. Cururos sind vorwiegend tagaktiv und machen sich lautstark im Untergrund bemerkbar. Meine Tiere kommen ziemlich exakt 21.00 Uhr zur Ruhe. Im Gegensatz zur unterirdischen Aktivität erscheinen einzelne Tiere in der Nacht an der Oberfläche und spazieren umher. Alle gelungenen "Ausflüge" fanden des nachts statt. Ich habe die Cururos lange mit Chinchillas und Gleitbeutlem zusammen halten können. Die extreme Nagertätigkeit der Cururos machte allerdings eine gesicherte Unterbringung hinter Glas erforderlich. Schriftum: (1) SPORON,A. (1990): Unser Degu, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. Suttgart. (2) NOWAK,R.M. (1991): Walker's Mammels of the World. Fifth Edition. The John Hopkins University Press. Baltimore & London. (3) CERECEDA,H.C. (1996): Mamiferos Terrestres de Chile. Marisa Cuneo Ediciones. Valdivia, Chile. Dr. Hans-Dieter Beerbalk, Matenzeile 16, D |