AFRIKANISCHE ZWERGMAUS KNIRPSMAUS |
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Afrikaniche Knirpsmaus (Mus minutoides); Tierpark Berlin, Aufnahme: K. Rudloff, Berlin |
Dieser sehr kleine Vertreter der Echten Mäuse (Murinae) hat im Durchschnitt eine Kopf-Rumpf-Länge (KRL) von 5 cm, max. bis 8 cm, Schwanz etwa wie KRL, eher aber etwas kürzer. Das Gewicht beträgt etwa 12 g. Das glatte, eng anliegende Fell ist oberseits braun bis rotbraun gefärbt, mit scharf abgesetzter, weißer Unterseite. Die großen Augen und Ohren deuten darauf hin, daß es sich um dämmerungsaktive Tiere handelt. Weibchen besitzen 10 12 Zitzen. Adulte Weibchen sind etwa um ein Viertel größer - besonders ab dem ersten Wurf - als die adulten Männchen.
Die Afrikanische Knirpsmaus hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet. Sie ist in ganz Afrika südlich der Sahara verbreitet. Sie kommt in allen Busch- und halbtrockenen Steppenlandschaften vor, und hier auch als Schädling in menschlichen Ansiedlungen. Jedoch braucht sie immer die Nähe des Wassers, um überleben zu können. Mus musculoides wird von F.PETTER (in MEESTER & SETZER 1977) als Unterart von Mus minutoides aus Westafrika angesehen, bei ROSEVEAR (1969) und HUBERT et al. (1973) als eigene Art behandelt.
Auf Grund ihrer Größe wurde die Afrikanische Knirpsmaus meist in größerer Anzahl in einem Terrarium gehalten. Diese Haltung ging aber nur eine Zeit lang gut, bis dann urplötzlich die Zucht zusammenbrach, sei es aus Krankheitsgründen oder Fortpflanzungssperre auf Grund von Überpopulation. So hat es sich als förderlich erwiesen, die Tiere als Paar zu halten. Zwei Tiere brauchen nicht viel Platz, ein kleines Terrarium reicht. Äste oder andere Klettermöglichkeiten brauchen nicht unbedingt angeboten werden, da die Afrikanische Knirpsmaus im Gegensatz zur Europäischen Zwergmaus nicht so gut klettern kann. Der Schwanz wird nicht als Kletterorgan verwendet. Als Einstreu empfiehlt es sich, feine Hobelspäne zu verwenden. Als Nistmaterial sollte Heu oder Stroh gegeben werden. 4, Die Tiere sind sehr kälteempfindlich. Sinkt die Temperatur nachts unter 20 Grad, ist eine Zucht nicht möglich. So verwendete man früher Styropor, um für das Nest eine Temperaturisolierung zu gewährleisten. Die Mäuse bauten sich im Styropor Gänge und Nester. Styropor verdreckt jedoch sehr schnell und strömt dann einen starken, unangenehmen Geruch aus. Da sich die Knirpsmäuse aber auch aus Heu oder Stroh Nester bauen, sollte man auf das Styropor verzichten, aber auf Wärme achten. In der Natur scheinen die Knirpsmäuse ihre Bauten unterirdisch anzulegen. KINGDON (1984) berichtet, daß sie in Erdhöhlen Kieselsteine ansammeln, um Wasser und Warme zu speichern. Eine Vergesellschaftung von Afrikanischen Knirpsmäusen mit Streifengrasmäusen (Lemnisoomys barbarus) ist mit Erfolg versucht worden.
je kleiner eine Maus ist, je schneller ist ihr Stoffwechsel und je höher ihr Nahrungsbedarf. Die Afrikanischen Knirpsmäuse bekommen neben einer Körnermischung für Finken Beo-Weichfutter (VITAKRAFT). Da dies aber an Eiweiß nicht genug ist und da die Mäuse nur sehr vereinzelt an Obst gehen, reicht man ihnen eine Babynahrung in Pulverform (APTAMIL von MILUPA). Somit erhalten sie alle wichtigen Vitamine, Mineralien und Eiweiß. So unterbleibt in der Regel das leidige Schwanzanknabbern oder Auffressen der Nachzucht. Sicherlich könnte man auch Kleinheimchen geben, was aber auf Dauer teuer kommen dürfte. Wie aber schon erwähnt, ist Wasser absolut notwendig. Die Tiere trinken oft und viel. So sollte ihnen immer reichlich Wasser zur Verfügung stehen.
In der Natur ziehen Knirpsmäuse das ganze Jahr über, die Aufzucht ist demnach von der Regenzeit unabhängig. Nach einer Tragzeit von 20 Tagen werden 2-8 Junge, in den meisten Fällen aber 4 Junge geboren, welche nackt und rosa auf die Welt kommen. Nach 8 Tagen erscheint das erste Fell, nach 12 Tagen öffnen sich die Augen, und nach 16 - 18 Tagen besitzen sie das graue Jugendfell, das später braun wird. In der Natur werden die Knirpsmäuse im Idealfall wohl ca. 2 Jahre alt- In Menschenobhut können es bis zu 6 Jahre werden (NOWAK 1991).
Durch das Reichen von Babynahrung in Pulverform (APTAMIL von MILUPA) ist es in den meisten Fällen gewährleistet, daß die Jungtiere von adulten Tieren nicht gefressen werden. Dennoch kommt dies manchmal vor. Es scheint - bei Reichung der artgemäßen Nahrung und von Wasser - einen Zusammenhang mit der Haltungstemperatur zu geben, Die Jungen scheinen - besonders nachts - sehr schnell auszukühlen. Somit werden die Elterntiere nur tote Jungtiere beseitigen. Auch kommt es nicht vor, daß ein Paar immer seine Nachzucht aufzieht. Mal gelingt das Aufziehen, mal nicht. Ein nachvollziehbarer Rhythmus ist hier nicht zu erkennen. Erkennbar ist jedoch, daß in den meisten Fällen junge Paare 1 - 2 Anläufe brauchen, bis eine Aufzucht gelingt. Die Nachzucht kann bei den Eltern bleiben, auf Grund oben genannter Gesichtspunkte sollte man sie jedoch absondern nachdem sie selbständig geworden sind. Meistens ist das Weibchen schon wieder trächtig, bevor die Jungen ausgewachsen sind.
Die Afrikanischen Knirpsmäuse sind im allgemeinen verträglich, wenn man sie jung aneinander gewöhnt. Auch im Alter aber treten unter älteren, andersgeschlechtlichen Tieren keine ernsten Beißereien auf. Die Tiere bleiben recht scheu, und man sollte darauf achten, daß kein Tier entweicht, denn es ist ziemlich aufreibend, eine entwichene Knirpsmaus wieder einzufangen. Da die Tiere recht hoch springen können, Kann ein Entwichen durchaus passieren. Bei Erregung stoßen die Tiere laute Pieptöne aus, bei Streitereien ein Keckern.
Schriftturn.
KINGDON, J. (1984): East African Mammals. An Atlas of Evolution in Africa. Bd. 2, Teil B (Hares and Rodents). Chicago, London NOWAK, R.M. (1991): Walkers Mammals of the world, 5. Aufl., Bd. 2. Baltimore, London. BEERBALK, H.-D.: Kobolde im Terrarium . In: Guter Rat für Hatistierfreunde. Leipzig, Berlin Nr.5
Roger Künkel, Manfred von R ichthofenstraße 16, D-1 2101 Berlin
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