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Mitteilungsheft 3/97

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BEOBACHTUNGEN ZU WURFGRÖSSE UND WURFABSTÄNDEN BEI VIELZITZENMAUSEN
(MASTOKIYS NATALENSIS)


Vielzitzerimäuse werden vonGRZIMEK (1988) als Afrikas bedeutendster Schadnager be-schrieben. Die Tiere dieser Gattung leben wild oft kommensal in selbstgegrabenen Bauen, in Feucht- oder Trockensavannen, oder als "Schädlinge" in Feldern. Sie ernähren sich von Getreide,Grassamen, Knollen, Bohnen, Grünzeug, Insekten und Wirbellosen. Der Name bezieht sich auf die in zwei Reihen bauchseitig zu findenden 12-24 Zitzen.

Im Oktober 1995 wurden in der Futtertieraufzucht des Tierparks Berlin 3,3 junge Vielzitzen-mäuse (Mastomys natalenis) eingestellt, die etwa im September 1995 vermutlich als Wurf-geschwister geboren wurden. Diese wurden paarweise gehalten und unter Pl, P2 und P3 registriert. Pl und P2 wurden nach 5 bzw. 3 Würfen im März 1996 aus der Zucht genommen, um mit den Nachkommen weiterzüchten zu können.

Bei den Nachzuchten waren die Verpaarungen folgendermaßen:

F1/4 1,0 von Pl -1.Wurf-geb. 8.12.1995
0,1 von P3 - 2.Wurf - geb. 5. 1.1996
ab 6. 3.1996 verpaart - 1. Wurf (einziger) 17. 4.1996 im Alter von 102 Tagen
F1/5 1,0 von P3-2.Wurf-geb. 5.1.1996
‚1 von Pl - 1.Wurf- geb. 8.12.1995
ab 6. 3.1998 verpaart - 1. Wurf (einziger) 30. 3.1996 im Alter von 1121
F1/6 1,0 vom Kindertierpark eingestellt, adult
0,1 von P3 - 7.Wurf - geb. 20. 5.1996
l.Wurf am 11.8.1996 imAltervon 83 Tagen
F1/7 1,1 von P3-7.Wurf-geb. 20. 5.1996
1. Wurf am 3.10.1996 im Alter von 136 Tagen
F1/8

1,6 von P3 - 9.Wurf- geb. 8. 7. 1996 10. 10. 1996 zusammengesetzt
nach 24 Tagen 1.Wurf am 3.11.1996 im Altervon 120 Tagen
nach 30 Tagen 2.Wurf am 9.11.1996 im Alter von 126 Tagen
nach 33 Tagen 3.Wurf am 12.11.1996 im Alter von 129 Tagen
nach 42 Tagen 4.Wurf am 21.11.1996 im Alter von 138 Tagen
nach 48 Tagen 5.Wurf am 27.11.1996 im Alter von 144 Tagen
nach 54 Tagen 6.Wurf am 2.12.1996 im Alter von 149 Tagen

in der Gruppe 7.Wurf am 5.12.1996, = 2.Wurf des Weibchens in der Gruppe 8.Wurf am 15.12.1996, = 2.Wurf eines anderen Weibche

Lediglich ein Weibchen, das an ein adultes Männchen angepaart wurde (F1/6), w~ Wurf 83 Tage alt, alle anderen Weibchen hatten beim ersten Wurf ein Alter von~ 100 Tagen. Da aber auch z.T.gleichaltrige Männchen angepaart wurden, ist nicht festzustellen, inwieweit die fehlende Geschlechtsreife des Männchens auf das Er des Weibchens Einfluß hat.

In Tabelle 1 erfolgt die Übersicht über die einzelnen Würfe und deren Abstände.

Tabelle 1: Wurfgrößen und Wurfabstände

Wurf-Nr. P1 P2 P3 F1/4 F1/5 F1/6 F1/7
1 St. Tage St. Tage St. gefr. Tage St. St. St. Tage St. Tage
2 12 - 10 - 9 ? 3 2 5 - 4 -
3 13 23 9 22 8 23 - - 11 23 10 22
4 11 23 8 ? 9 43 - - 6 24 12 22
5 10 24 -   18 24 - - 8 23 11 24
6 11 23 -   16 23 - - -   -  
7 -   -   14 23 - - -   -  
8 -   -   9 24 - - -   -  
9 -   -   12 24 - - -   -  
10 -   -   9 22 - - -   -  
 
ges. 57 - 27 - 104 - 3 2 30 - 37 -

In der Gruppe Fl/8 fielen im Beobachtungszeitraum von den 6 Weibchen 8 Würfe a denen die zwei 2.Würfe aufgrund des Datums eindeutig zu identifizieren waren. Wui von 9, 9, 5, 9,10 und 5 Jungen waren in den jeweils ersten Würfen zu verzeichnen. beiden 2. Würfefielen mit 18 bzw. 13 Jungen je Wurf.

Zur Wurfgröße und Tragzeit fand ich in der Literatur folgende Angaben:

GRZIMEK 1988:13-15 Junge/Wurf, Tragzeit 23 Tage, Geschlechtsreife mit 1-3 Monaten
HAENSEL 1991: Laborform bis zu 18 Junge/Wurf
THOMAS-PETERSEIN et al. (1989): bis 13 Junge/Wurf, Tragzeit 21 Tage

Da laut GRZIMEK 1988 eine pausenlose Wurffolge möglich ist, könnte man annehmen die Wurfabstände von 22 Tagen (3), 23 Tagen (8) und 24 Tagen (6) der Tragzeit ent-

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sprechen. Dann liegt die Vermutung nahe, daß in dem Fall von 48 Tagen Wurfabstand ein zwischenzeitlich erfolgter Wurf sofort gefressen, und somit nicht registriert werden konnte.

Aus den beobachteten 33 Würfen ergibt sich eine durchschnittliche Wurfgröße von 7,1
Jungen /Wurf. Bei den einzelnen Paaren lag die Wurfgröße im Durchschnitt bei:
Pl 11,4 juv./Wurf P2 9,0 juv.IWurf P3 10,4 juv.IWurf
Fl/6 7,5 juviWurf Fl/7 9,3 juv./Wurf

Tabelle 2 vermittelt einen Überblick über die Häufigkeit der vorkommenden Wurfgrößen.

Tabelle 2: Die Häufigkeitsverteilung der Wurfgrößen

W.größe 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Stück 1 1 1 3 1 0 3 8 4 4 3 2 1 0 1 0 2

Daraus ist zu ersehen, daß 16 Würfe, also 48% der 33 beobachteten Würfe, eine Wurfgröße von 9, lOoderll Jungen je Wurf hatten.
Die Vielzitzenmäuse haben trotz hohem tierischen Eiweißanteils im Futter, wie von HAENSEL (1991) empfohlen, relativ häufig einige Junge gefressen. Vorwiegend waren es bereits tote Junge, in einem Fall aber auch Junge, die bereits 2 Wochen alt waren. Die 0,3 adulten Tiere, die gemeinsam gehalten wurden, standen sichtlich unter Streß, dessen Ursache möglicherweise der bevorstehende Wurf eines der Weibchen war. Nach der Trennung der Weibchen samt eigener Jungen sank der Streßpegel wieder und die Tiere kümmerten sich mit gewohntem Verhalten um ihre Jungen. Das tragende Weibchen warf ohne Störung.

Das häufig vorkommende Auffressen der Jungen macht eine exakte Feststellung der Wurfgröße nahezu unmöglich, da nur in 2 Fällen die Geburt sofort bemerkt wurde, aber auch nicht ständig kontrolliert werden konnte.

Die zu beobachtenden hohen Wurfgrößen könnten beeinflußt sein durch die Möglichkeit, daß die Tiere nicht von reinen Wildtieren abstammten. Die am Bauchfell gefundenen schecken-artigen weißen Abschnitte und die immer wieder anfallenden Jungtiere der F2-Generation mit heller Fellfarbe bestärken mich in dieser Vermutung. Weil diese Tiere nicht zur Erhaltung der Wildform herangezogen werden konnten, wurden sie Ende des Jahres 1996 aus der Zucht genommen und verfüttert.

Schrifttum:

GRZIMEK, 6. (Hrsg.) (1988): Enzyklopädie Säugetiere. Bd. 3. München.

HAENSEL, J. (1991): Unsere Kleintiere.

THOMAS-PETERSEIN, G. & KÜHLMANN, D. (Hrsg.) (1989): Bl-Lexikon. Heimtiere. 2. Aufl. Leipzig.

Angela Rieck, Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, Am Tierpark 125, 0-1 0307 Berlin

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